Monster-Moloch mit Anarcho-Charme

Kairo. Pyramiden und Altertum, Schätze und der Nil, Strom des Lebens. So fließt der große Fluss ruhig und majestätisch deltaaufwärts und teilt die größte Stadt im Nahen Osten. Gigantisch hat sich die Stadt zu allen Seiten ausgebreitet, Schätzungen zufolge liegt die Einwohnerzahl bei mehr als 31 Millionen Menschen.

Eine Reise in die Vergangenheit

Vor einem Vierteljahrhundert war ich zuletzt in dieser Stadt. Eine schöne Wärme begrüßt uns am Flughafen. Meine Rezeptoren stellen sich schnell auf die anderen klimatischen Bedingungen ein. Wie hat sich ansonsten die Stadt verändert und entwickelt, die ich kenne, was ist von dem arabischen Frühling und der Revolution geblieben? Wenn man nur fünf Tage Zeit hat, ist die Frage nicht, was man gesehen hat, sondern was man NICHT gesehen hat! Kairo ist so unglaublich vielseitig und spannend, hektisch und ruhig zugleich, Kairo ist schon immer ein Magnet für Menschen aus aller Welt gewesen, ein Mysterium, das nach wie vor ein bisschen wie der schwere Smog über der Stadt liegt.

Okay, Kurz-Touristen-Programm: Pyramiden, Sphinx, Sonnenboot, Zitadelle und Moscheen, Ägyptisches Museum am Tahirplatz und der große Markt mit seinen Händlern und kleinen Läden. Alles unglaublich aufregend und faszinierend. Nur um das schon jetzt zu sagen: Es hat sich in dieser Stadt für meine Augen und Sinne nicht wirklich etwas getan, ich möchte fast sagen, die Zeit ist stehengeblieben, ich habe nicht das Gefühl, dass es mehr gibt als riesige neue Trabantenstädte und Wohnsiedlungen. Der Verkehr mit seinem Dauergehupe, Lärm und Schmutz ist nach wie vor eine elendige Katastrophe, nur wenige Uhrzeiten während der 24 Stunden sind im Verkehr erträglich, die Karren sehen noch schlimmer aus wie vor 25 Jahren, die Armut der Bevölkerung ist an allen Ecken und Enden in der Stadt zu sehen und zu spüren, wenn man mal von den Fünf-Sterne-Hotels und dem Präsidentenpalast absieht. Dies Bevölkerungsexplosion und Dichte ist einfach nicht zu handeln, es geht nicht. Geduldig ertragen die Menschen dennoch ihr Schicksal, möchte man meinen. Sicher, das krasseste Elend ist nicht so stark sichtbar, aber die Menschen, bis auf eine kleine Oberschicht, haben es schwer in dieser Stadt und diesem Land, ganz sicher. Die Stadt stresst! Kairo ist eine Schönheit, eine Hässliche. Oder ein Biest, vor dem man fasziniert steht und verzweifelt oder sich einfach hingibt.

Diese Hauptstadt ist der ganze Stolz dieser Nation und sie zeigen ein immer freundliches Gesicht. Die Herzlichkeit der Menschen in diesem Land ist sehr ausgeprägt, was einen sofort begeistert. Als Ausländer ist man als Tourist natürlich gerne auch Objekt einer möglichen Geschäftsanbahnung, was aber nicht weiterhin schlimm ist. Ich habe dennoch das Gefühl, dass die Stadt kurz vor dem totalen Kollaps steht, was soll man sagen? „Hello Mister, how are you, where are you from, what’s your name?“

Ich hatte so gar keine Lust auf Elends-Motive, das habe ich alles schon vor vielen Jahren gesehen. Nun, meine Rollei 6×6 Bilder sind noch nicht eingescannt, die muss ich später mal bearbeiten. Ein paar Eindrücke habe ich hier. Und ein ganz besonderes Fotobuch möchte ich allen Interessierten empfehlen, „Unveiled“ von Ahmed Moktar, fantastische Aufnahmen aus Kairo und dem Land mit der großen Wüste. 

 

Blick von der Zitadelle über die große Stadt am Nil.

 

 

 

 

zurück